Mit dem Tag der Artenvielfalt zu Gast in Baden
Am 13. und 14. Juni 2025 drehte sich in der Stadtgemeinde Baden alles um die Themen Artenvielfalt und Nachhaltigkeit! Dorthin lud das Biosphärenpark Wienerwald Management zahlreiche BesucherInnen, die sich bei Nachtwanderungen, Naturführungen und zahlreichen Infoständen über heimische Tier-, Pflanzen- und Pilzarten informieren konnten. Über 100 ExpertInnen aus den verschiedensten Fachbereichen konnten innerhalb von 24 Stunden 1.719 Tier,- Pflanzen- und Pilzarten nachweisen. Einige Funde können allerdings nur im Labor unter dem Mikroskop bestimmt werden, erst wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, steht die Gesamtzahl der beim Tag der Artenvielfalt nachgewiesenen Arten fest.
Das Gebiet von Baden zeichnet sich durch seine Lage im Übergangsbereich vom Wienerwald ins Wiener Becken aus, wo Arten sowohl aus der pannonischen Tiefebene, als auch aus dem alpinen Raum einstreuen. Besonders erfreut zeigten sich die ExpertInnen heuer über den Fund des Matten Pillenwälzers (Sisyphus schaefferi), der mit seinen langen Hinterbeinen Mistkugeln dreht, die seinen Larven als Nahrung dienen. Außerdem wurde mit dem Gelbringfalter (Loginga achine) eine EU-weit geschützte Schmetterlingsart und mit dem Großen Rosenkäfer (Protaetia aeruginosa) die größte und seltenste Rosenkäferart Mitteleuropas nachgewiesen. Im Gebiet Baden gibt es außerdem neun der zehn in Österreich vorkommenden Spechtarten.
Die Schwechat ist der größte Fluss im Biosphärenpark Wienerwald und zeichnet sich besonders im Helenental in Baden durch seine Naturbelassenheit aus. Dies bestätigt auch der Fund des Europäischen Bachhaftes (Osmylus fulvicephalus), ein Netzflügler, der ein Indikator für strukturreiche, naturbelassene Fließgewässer ist. Das Vorkommen vieler kleiner Rotalgen in der Schwechat wurde von den GewässerökologInnen ebenso als Besonderheit erwähnt.
Ein überraschender Fund war der Immergrün-Streifenfarn (Asplenium adiantum-nigrum), ein säureliebender Farn auf Gestein, der zum ersten Mal in Baden nachgewiesen wurde. Zu den Orchideen-Funden zählten u.a. die Adria-Riemenzunge (Himantoglossum adriaticum), die Braunrot-Ständelwurz (Epipactis atrorubens) und der violett blühende Dingel (Limodorum abortivum), der als parasitäre Art ohne Blattgrün auskommt.
Spannende Funde konnten auch die PilzexpertInnen mit dem Wolligen Scheidling (Volvariella bombycina) verzeichnen, der eine eiförmige Hülle bildet, aus dieser der Pilz herausbricht. Der Fleckende Schleimschirmling (Chamaemyces fracidus) wurde seit 1994 erstmals wieder im Bezirk Baden nachgewiesen.
Nachtführungen überzeugen mit Froschkonzert und vielen Fledermausarten
Auftakt und ein Programmhighlight waren am 13. Juni die Nachtführungen: Drei Gruppen mit über 100 TeilnehmerInnen begaben sich gemeinsam mit ExpertInnen auf Nachtexpedition. Heuer wurden zehn Fledermausarten gesichtet – darunter die große Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus), die Weißrandfledermaus (Pipistrellus kuhlii) und die Fransenfledermaus (Myotis nattereri) – die von den ExpertInnen fachmännisch abgewogen, vermessen und ihr Geschlecht bestimmt wurden. Bei den aufgestellten Leuchttürmen wurden die TeilnehmerInnen mit der Sichtung des seltenen Nacht-Schwalbenschwanzes (Ourapterys sambucaria) und Schlehenspanners (Angerona prunaria) belohnt. Besonders die Kinder freuten sich über ein Froschkonzert der Seefrösche beim Bienenteich im Kurpark und die vielen Insekten, die sie mit den Becherlupen fangen und beobachten konnten, bevor sie wieder freigelassen wurden.
Naturführungen, Infostände und Artenschätzspiel beim „Fest der Artenvielfalt“
Für jede Menge Spaß und Wissenswertes rund um die Artenvielfalt sorgte das Programm beim Fest der Artenvielfalt am 14. Juni im Kurpark Baden. Neben Naturführungen für Groß und Klein zu den Themen „Botanik und Vögel“, „Botanik und Wildbienen“ und „Lebewesen in Wald & Wiese“ konnten sich BesucherInnen bei 19 Infoständen über die heimische Natur informieren und mit Reptilien und Schnecken auf Tuchfühlung gehen. Besonders beliebt bei den kleinen Gästen war das bunte und abwechslungsreiche Kinderprogramm. Am späten Nachmittag sorgte die Band „Drums on Earth“ für musikalische Abwechslung, und beim Artenschätzspiel gab es tolle Preise zu gewinnen – dabei galt es die Anzahl der Arten zu schätzen, die die ExpertInnen innerhalb von 24 Stunden im Untersuchungsgebiet in Baden nachweisen konnten.
Größte Feldforschungsaktion Mitteleuropas
Der Tag der Artenvielfalt, 1999 durch das Magazin GEO ins Leben gerufen, will Menschen für die Naturvielfalt in ihrer nächsten Umgebung sensibilisieren und begeistern. Diese großangelegte Feldforschungsaktion wird seit 20 Jahren im Biosphärenpark Wienerwald veranstaltet und findet abwechselnd in Niederösterreich und Wien statt. Mitmachen können dabei nicht nur ExpertInnen, sondern alle Menschen, die sich für die Natur interessieren. Die gesammelten Daten werden für Forschung und Naturschutz weiterverwendet.
Der Tag der Artenvielfalt 2025 des Biosphärenpark Wienerwald Managements wird vom Land Niederösterreich sowie aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes gefördert.