Forschungsvormittag 2022

4. Forschungsvormittag im Biosphärenpark Wienerwald

Bereits zum vierten Mal organisierte das Biosphärenpark Wienerwald Management den Forschungsvormittag im Norbertinum Tullnerbach. Dabei wurden vier unterschiedliche Forschungsprojekte mit Bezug zum Biosphärenpark Wienerwald vorgestellt.

Vogeldiversität in Relation zum Waldmanagement im Biosphärenpark Wienerwald
Die Diplomandinnen Eva Szekeres BSc & Michaela Maislinger BSc gaben dabei den rund 50 Teilnehmenden einen Einblick in die Vogelwelt des Biosphärenpark Wienerwald. Im Rahmen ihrer Masterarbeit gingen sie der Frage nach, ob bereits heute Unterschiede in der Vogeldiversität zwischen bewirtschafteten und unbewirtschafteten Wäldern im Biosphärenpark bestehen. Mittels Feldaufnahmen wurden rund 4.900 Vögel im Untersuchungsgebiet beobachtet. Unter den 55 festgestellten Arten konnten unter anderem der Mittelspecht, der Zwergschnäpper und die Dohle bestimmt werden. Am häufigsten konnten die Kohlmeise, der Buntspecht und die Hohltaube beobachtet werden. In der Artenvielfalt und der Anzahl beobachteter Individuen konnten, bei den Vögeln, keine Unterschiede zwischen Kernzonenflächen und Flächen im Wirtschaftswald festgestellt werden. Ursache dafür dürfte sein, dass sich die Kernzonen nach rund 20 Jahren ohne Bewirtschaftung noch nicht stark genug von den bewirtschafteten Wäldern unterscheiden. Grundsätzlich konnte aber aufgezeigt werden, dass die Artenzahl mit dem Alter des Waldes und der Diversität der durchschnittlichen Dicke der Bäume zunimmt.

Ausgewählte Ergebnisse zu Zuständen und Entwicklungen in Biosphärenpark Wienerwald Kernzonen
Über die Entwicklung der Kernzonen in den letzten rund 10 Jahren und deren aktuelle Zustände berichtete Dr. Eduard Hochbichler. Um die Entwicklung der Kernzonen laufend zu beobachten wurden 2020 bis 2022 an den gleichen Stichprobenpunkten wie in den Jahren 2010 bis 2012 die Aufnahmen wiederholt. Aufgenommen wurden dabei Parameter wie die Baumartenzusammensetzung, der Brusthöhendurchmesser der Bäume, die Höhe, das Alter und das Baumvolumen, aber auch der Anteil an Totholz wurde festgehalten und dabei in stehendes und liegendes Totholz unterschieden. Für die Auswertung wurden die Kernzonen in Buchen-dominierte und Eichen-dominierte Flächen unterschieden sowie ein Buchen-Eichen Mischtyp ausgewiesen. Die Baumartenverteilung in Buchentypen wird stark von der namensgebenden Buche dominiert. In Eichentypen ist hingegen häufig die Hainbuche deutlich vertreten. Gleiches Bild zeigt sich auch beim natürlich aufkommenden Jungwuchs. Dieser besteht in Buchentypen hauptsächlich aus Buchen, in Eichentypen jedoch vorwiegend aus Hainbuchen, was auch den Schluss nahelegt, dass die sogenannten Eichen-Hainbuchenwaldgesellschaften zumindest in unseren Breiten von Natur aus eher Hainbuchen-Eichenwaldgesellschaften wären. Der Vorrat an Totholz ist in Buchentypen deutlich niedriger als in Eichentypen, wobei hier insbesondere die Kernzone Johannser Kogel mit ihren mächtigen abgestorbenen Eichen zu buche schlägt. Die Totholzmenge ist im Vergleich zu den Erstaufnahmen vor zehn Jahren gestiegen. Vor zehn Jahren wurde die Totholzmenge noch in Kübeln gemessen, iIn den aktuellen Auswertungen wird das Totholz in liegendes, stehendes Totholz und noch vorhandene Stöcke unterschieden und angegeben. Große Unterschiede sind in der Entwicklung der Wälder nach 10-15 Jahren der Außernutzungstellung noch nicht zu bemerken und auch nicht zu erwarten, diese machen sich erst nach 30 bis 50 Jahren deutlich bemerkbar. Es ist also noch etwas Geduld gefragt.

Ergebnisse aus dem Citizen Scientists Projekt zur Haselmaus im Biosphärenpark Wienerwald
Der dritte Vortrag führte die Teilnehmenden ins Dickicht auf die Suche nach der Haselmaus. Dr. Claudia Elisa Kubista (ÖBf) gab einen Einblick in das Citizen Science Projekt und zeigte auf wie sich die Suche nach der Haselmaus in den letzten Jahren entwickelte. Gemeinsam mit rund 20 Citizen Scientist und 18 SchülerInnen der Volksschule Mauerbach wird anhand von Fraßspuren an Nüssen, Pfotenabdrücken in Spurentunneln und Nistkästen das Vorkommen der Haselmaus im Biosphärenpark Wienerwald untersucht. Die Haselmaus bevorzugt dichte Gebüsche, Hecken, breite Waldsäume und Mischwälder mit reichem Unterwuchs als Lebensraum. Früchte, Samen, Knospen aber auch Insekten und Raupen dienen ihr als Nahrung. Von Mai bis Oktober ist die nachtaktive Haselmaus in den Mischwäldern des Biosphärenpark Wienerwald unterwegs, bis sie sich zum Winterschlaf in ihr Winterquartier begibt. Im Rahmen des Projekts werden 210 Kästen an 32 Standorten kontrolliert. Jährlich werden die Projektergebnisse auf der Projektwebsite veröffentlicht. Highlight des Vortrags war ein kurzer Film über den Fund einer laut schnarchenden Haselmaus in einem der Nistkästen.

Andreas Weiß, Elias Kapitany, Claudia Kubista, Eva Szekeres und Michaela Maislinger

Bewirtschaftungseffekte auf die Lebensraumentwicklung und Pflanzen-Diversität von Feuchtwiesen im Biosphärenpark Wienerwald
Den Abschluss bildete der Vortrag von Elias Kapitany, MSc über Bewirtschaftungseffekte auf die Lebensraumentwicklung und Pflanzen-Diversität von Feuchtwiesen im Biosphärenpark Wienerwald. Die für die Untersuchungen herangezogenen Wiesen zeigten deutliche Signale! Generell konnte im Rahmen dieser Arbeit festgestellt werden, dass die Zunahme von Wasserknappheit zu einer Verschlechterung der Habitatzustände der Feuchtwiesen führt. Der Hauptfaktor für Verschlechterungen bildet aber die Aufgabe der Bewirtschaftung. Werden diese Flächen nicht gemäht führt das mit der Zeit zu einer Veränderung der Pflanzengesellschaften und der Erhaltungszustand des jeweiligen Wiesentyps verschlechtert sich. Mögliche Abhilfe könnten Einsätze mit Freiwilligen im Form von Landschaftspflegeterminen oder neugestaltete Förderprogramme darstellen.

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Projekts "Umweltkommunikation und Bewusstseinsbildung im Biosphärenpark Wienerwald" statt und wird gefördert vom Europäischen Landwirtschaftsfonds für Entwicklung des ländlichen Raumes sowie den Ländern Niederösterreich und Wien.