Zwischen Industrie und Naturschutz - Erfahrungsaustausch in der Minett UNESCO Biosphere Luxemburg
Im Rahmen des Interreg SK-AT Projekts „CoDe MoRe (Common Development of the Model Regions) reisten die die Projektpartner Biosphärenpark Wienerwald, Naturpark Rosalia-Kogelberg (Burgenland), Geopark Malé Karpaty und Stadt Pezinok (Slowakei) in die Minett UNESCO Biosphere nach Luxemburg. Ziel dieser Fachexkursion war es, voneinander zu lernen und gemeinsame Strategien für eine nachhaltige Regionalentwicklung in dynamischen Kulturlandschaften zu erarbeiten.
Der erste Tag der Exkursion führte die ProjektpartnerInnen direkt ins Zentrum der Transformation: nach Esch-Belval, ein neu entstandenes Stadtviertel, welches die industrielle Vergangenheit Luxemburgs mit modernen Elementen aus Wissenschaft, Forschung und nachhaltigen Elementen vereint.
Vom Hochofen zur Wissenschaftsstadt
Wo einst die Schlote der Stahlindustrie rauchten, erstreckt sich heute die Cité des Sciences mit dem Campus der Universität Luxemburg. Die Tour veranschaulichte eindrucksvoll, wie zeitgenössische Architektur mit dem monumentalen industriellen Erbe harmoniert. Ein Höhepunkt war die Besichtigung des Hochofens B, des einzigen begehbaren Hochofens in Luxemburg. Im Anschluss führte es die Gruppe in das Naturschutzzentrum Ellergronn, dem offiziellen Sitz der Minett UNESCO Biosphere. Ein geführter Besuch der Dauerausstellung „Transition Now“ rundete die ersten Eindrücke ab, bevor der Tag bei einem gemeinsamen Abendessen ausklang.
Vom Abbaugebiet zum Schutzgebiet
Der zweite Tag stand ganz im Zeichen der Luxemburger Bergbaugeschichte und der beeindruckenden Renaturierung ehemaliger Abbaugebiete. Mit der historischen Grubenbahn „Minièresbunn Doihl“ fuhr die Delegation von Lasauvage aus direkt in den Stollen bis nach Fond-de-Gras. Die Fahrt bot authentische Einblicke in die harte Arbeit unter Tage und die Bedeutung des Eisenerzabbaus, der die Region über ein Jahrhundert lang prägte. Bei einer Führung durch das Freilichtmuseum Fond-de-Gras erhielten die Teilnehmenden einen Einblick in die Geschichte des Ortes bevor es in die Kernzone „Giele Botter“ ging. Die sechs Kernzonen der Minett Biosphere sind allesamt ehemaligen Tagebaugebiete. Durch gezielte Schutzmaßnahmen, wie regelmäßige Entbuschung, etwa. durch Beweidung mit Schafen und die Bekämpfung invasiver Pflanzenarten, entsteht nun ein wertvolles Naturschutzgebiet.
Gemeinsam in die Zukunft: Austausch und nachhaltige Stadtentwicklung
Der letzte Tag war dem direkten Austausch und der Planung zukünftiger Kooperationen gewidmet. Im Naturschutzzentrum Ellergronn kamen die Delegationen zusammen, um ihre Erfahrungen zu teilen und die Ziele des CoDe-MoRe-Projekts zu vertiefen. Die Präsentationen verdeutlichten die gemeinsamen Herausforderungen der Partnerregionen, die alle in der Nähe boomender Metropolen liegen und vom Klimawandel sowie Siedlungsdruck betroffen sind. Anschließend folgte ein Blick in die Zukunft des Städtebaus mit der Besichtigung von „Metzeschmelz“. Auf dem Gelände des ehemaligen Stahlwerks zwischen Esch und Schifflingen entsteht in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ein komplett neues, energieneutrales und nachhaltiges Stadtviertel. Wie auch in Belval werden auch hier die prägenden Elemente des alten Stahlwerks bewusst erhalten und integriert, um eine Brücke zwischen industrieller Vergangenheit und nachhaltiger Zukunft zu schlagen.